Das Internet in Deutschland

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Die Verbreitung des Internet begann im Vergleich zu den USA sehr spät, was auch hier daran lag, dass entsprechende Förderungen und Forschungen auf die lang erwarteten X.25-Entwicklungen warteten.

Universitäre Internet-Projekte

Das Internet hatte in Deutschland seinen Ursprung in den Computerzentren der Universitäten Karlsruhe und Dortmund.

An der Informatikfakultät der Universität Karlsruhe wurde im August 1984 der erste deutsche Knoten an das CSNet eingerichtet, mit dem es erstmalig möglich wurde, mit anderen Informatikeinrichtungen in den USA und den anderen bis dato angeschlossenen Staaten Kanada, Schweden und Israel zu kommunizieren, damals fast ausschließlich nur per E-Mail. Über diesen Knoten wurden dann nach und nach weitere Informatikfakultäten und Forschungsinstitute in Deutschland an das CSNet angeschlossen, beispielsweise einige Fraunhofer und Max-Planck-Institute. Bald auch kommerzielle Kunden wie beispielsweise Siemens oder die BASF in Ludwigshafen.

An der Universität Dortmund ging man einen anderen Ansatz. Da in Dortmund bereits erste Erfahrungen mit Datennetzen wie dem EARN und dem paketvermittelnden Netzwerk Datex-P mit einer Anbindung nach Amsterdam gemacht wurden, wurde im April 1988 von der Informatik-Rechnerbetriebsgruppe ein so genannter EUnet-Workshop veranstaltet. Dort stellte Daniel Karrenberg, der zu diesem Workshop aus Amsterdam angereist war, seine Pläne des "InterEUnet" vor, einem europaweiten IP-Netzwerk mit direkter Anbindung an das Internet. Ergebnis dieses Workshops waren die ersten Tests im Herbst 1988 über den nordrhein-westfälischen NRW-Rechnerverbund, einem landeseigenen Datennetz.

Anfang 1989 wurde dann die Datex-P-Anbindung nach Amsterdam durch eine Standleitung mit einer Bandbreite von 19.200 Bit/sec ausgetauscht; die erste echte Internet-Verbindung der Universität war in Betrieb.

Etwa zur gleichen Zeit wurde im Januar 1989 in der Informatik-Fakultät der Universität Karlsruhe das "Extended Lokale Informatik Netz Karlsruhe", kurz "XLINK", aus der Taufe gehoben und als Drittmittelprojekt gegründet. Dieses Projekt entstand aus dem Hochschulprojekt (dem "Netzreferenzzentrum") von Professor Werner Zorn. Im Rahmen dieses Projekts wurde dort im August 1989 eine erste Internet-Standleitung zum New Yorker NYSERNet geschaltet, zunächst mit einer Bandbreite von 9.600 Bit/sec, die bis 1993 bis auf 192 KBit/sec aufgerüstet wurde.

Das dritte große Netzwerk, das ebenfalls nicht so recht an den Erfolg von X.25 glaubte, war das "BelWü", das Landesforschungsnetz des Landes Baden-Württemberg. Es wurde 1987 vom damaligen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gestartet und sollte alle wichtigen Universitäten und wissenschaftliche Institutionen in Baden-Württemberg miteinander verbinden. Bereits zwei Jahre später, im Juli 1989 waren alle Universitäten im Land verbunden, es folgten im Laufe der Zeit alle Fachhochschulen, viele andere Bildungseinrichtungen, Bibliotheken, Schulen und auch große Unternehmen im Land wie SAP in Walldorf.

Im BelWü wurden ab 1988 die ersten Router der damals brandneuen Firma Cisco eingesetzt und das Internet Protokoll als "Haussprache" im Netz genutzt. Damit war es das erste regionale IP-Netzwerk außerhalb der USA. Allerdings fehlte dem BelWü zu Beginn noch eine direkte Anbindung an das Internet, die 1989 mit einer Anbindung in die USA realisiert wurde.

Der stille Abschied vom OSI-Modell

Die ersten Versuche mit IP waren immer noch vom allgemeinen Gedanken geprägt, dass IP nur eine vorübergehende Entwicklung auf dem Weg zu einem endgültig OSI-basierenden Netzwerk sein würde. Dieser Gedanke war auch nicht unbedingt schlecht, da auf diese Weise die IP-Entwicklungen zwanglos fortgeführt werden konnten und zum anderen IP sofort funktionsfähige Netzwerke ermöglichte, während OSI immer noch eine schwammige Wolke war.

Im Laufe des Jahres 1990 wurde dann im Deutschen Forschungsnetz (DFN) langsam die Notwendigkeit klar, dass ein eigener IP-Dienst notwendig wurde, da die Entwicklungen europaweit immer mehr auf die Internet-Technologie umschwenkten. Das DFN ist ein eigenständiger Verein, der ein bundesweites Forschungsnetz "WiN" ("Wissenschaftsnetz") betrieb, zunächst auf Basis von X.25. Schon seit Anfang des Jahres 1990 existierte eine WiN-IP-Planungsgruppe, die jedoch ihre Planungen zunächst ohne offiziellen Segen machte.

Bei einer DFN-Betriebstagung im November 1990 in Berlin wurde dann der Wandel erkennbar, dass man nun auch im WiN TCP/IP-Dienste offiziell erproben und einführen wollte. Vorausgegangen waren Diskussionen von Befürwortern und Gegnern von TCP/IP, unter anderem auch auf dem InterOp-Meeting in San Jose/USA, wo sich viele Entscheidungsträger des DFN mehr oder weniger zufällig trafen. Zwar wurde weiterhin die Entwicklung von OSI weitergeführt, dennoch war die Entscheidung des DFN nun der ausschlaggebende Punkt zur Etablierung von TCP/IP im WiN und der offizielle Startschuss. Zwei Monate später wurde auf einem weiteren Treffen der WiN-IP-Planungsgruppe formal beschlossen, dass als offizieller Auftragnehmer für IP-Dienstleistungen des DFN das Forschungsinstitut GMD fungieren sollte.

Doch auch nach dieser Entscheidung dauerte es über ein Jahr, bis es für die IP-Dienste im WiN auch internationale Konnektivität zum Internet gab.

Der Internet-Boom in Deutschland

Die Kommerzialisierung des Internet beginnt hauptsächlich mit der Privatisierung der Drittmittelprojekte EUnet in Dortmund (1992) und XLINK in Karlsruhe (1993). Zu einer der ersten Internet-Anbieter, die nicht aus einem universitären Umfeld stammen, gehört der Provider MAZ, der 1994 in Hamburg gegründet wurde.

Die Verbreitung des Internet geschieht in den Anfangsjahren vor allem durch kleine, unabhängige Internet Provider. Viele entwickeln sich aus bereits etablierten Computerfirmen und Systemhäusern, viele sind aber auch Neugründungen durch visionäre Menschen, die sich vom Internet haben anstecken lassen. Das typische Klischee von der Gründung eines erfolgreichen Unternehmens in der heimischen Garage bewahrheitete sich in vielen Fällen.

Neben dem kommerziellen "Werdegang" des Internet gab es auch alternative Bewegungen, die sich der Schaffung von günstigen Internet Zugängen für Privatpersonen verschrieben haben. Es bildeten sich deutschlandweit Betreibergesellschaften (vor allem an Universitätsstandorten), die sich im Individual Network zusammenschlossen. In Bayern entwickelte sich eine ähnliche Struktur in Form von Bürgernetzen, die aus Landesmitteln gefördert wurden.

Internet war dennoch zunächst eine reichlich teure Angelegenheit, sowohl für Unternehmen, als auch für Privatpersonen. Herkömmliche Standleitungen konnten zunächst nur über die Deutsche Telekom realisiert werden und richteten sich in der Regel nach der Länge der Standleitung. Teuer wurde es langsam auch für die Internet Provider, die den Datenverkehr untereinander noch immer über transatlantische Anbindungen austauschen mussten. Um diesen Umweg aus der Welt zu schaffen, wurde 1995 in Frankfurt mit dem DE-CIX ein neutraler Datenaustauschpunkt geschaffen, zu dem alle deutschen Provider eigene Standleitungen legen lassen konnten, um dort den Datenverkehr zu den angeschlossenen Providern direkt auszutauschen.

Einwahlkunden wählten sich in der Regel per Telefon bei ihren Internet-Providern ein und bezahlten dies zweimal; einmal in Form der Gebühr an den Provider und zusätzlich dann die Telefonkosten. Diese verteuerten sich drastisch, als Anfang 1997 die Deutsche Telekom ein neues Preismodell einführte und besonders Ortsgespräche teurer wurden. Zwar war die Liberalisierung der Telefonmarktes in vollem Gange, dies betraf jedoch zunächst nicht die Ortszone, bei der weiterhin die Deutsche Telekom ein Monopol behielt. Zwar wurden ernste Stimmen aus Wirtschaft und Politik laut, die die Deutsche Telekom mehr oder weniger offen wegen diesem Gebaren kritisierten, dennoch änderte die Deutsche Telekom ihre Tarifänderungen nur minimal.

Dies brachte Internet-Nutzer bundesweit in Rage und eine Gruppe von Online-Spielern des Darkbreed-Vereins um die Person Tobias von Treichelt organisierte für den 1. November 1998 den so genannten Internet-Streik, der als Internet-Boykott der Deutschen Telekom und der Öffentlichkeit zeigen sollte, dass man mit der Preispolitik nicht einverstanden war. Diesem Boykott, der in einschlägigen Medien in den Wochen davor publik gemacht wurde und es sogar bis in Presse, Radio und Fernsehen schaffte, folgten an diesem Sonntag erstaunlich viele Internet-Nutzer und setzten damit ein deutliches Zeichen - dem allerdings von Seiten der Deutschen Telekom keine sichtbaren Ergebnisse folgten. Diese so genannte Letzte Meile gilt auch heute noch als eine nahezu unüberbrückbare Hürde, wenn ein Anbieter eben nicht selbst eine eigene Infrastruktur zu den einzelnen Haushalten aufbauen will. Alternativ können Konkurrenten einzelne Teilnehmeranschlüsse dauerhaft von der Deutschen Telekom übernehmen (dann, wenn der Kunde zum Konkurrenten wechselt), dies ist jedoch verhältnismäßig teuer und erfordert, dass der Konkurrent in der Vermittlungsstelle mit eigener Technik präsent ist, an die der Teilnehmeranschluss des Kunden angeschlossen ist.

Andere Anbieter versuchten diese Benachteiligung durch Sonderrufnummern wettzumachen. Der Kunde wählte sich also nicht mehr über eine lokale Ortsnetzrufnummer ins Internet ein, sondern über eine bundesweit gültige Sonderrufnummer, die dann speziell tarifiert werden konnte. Dies entzog jedoch den meisten lokalen Internet-Providern nach und nach die Kundenbasis. Zwischen 1999 und 2000 versuchten viele Internet-Provider, mit so genannten Flatrates Internet-Zugänge per Wählleitung zum monatlichen Festpreis zu verkaufen. Diese Angebote rechneten sich jedoch für die Anbieter nicht, da diese ihre Flatrates mit Zugängen realisierten, die sie selbst nach Minuten einkauften.

Der immer weiter steigende Bedarf nach breitbandigen Internet-Anbindungen beflügelte den Verkauf von DSL-Anschlüssen (siehe auch Digital Subscriber Line - DSL). Insbesondere die Deutsche Telekom verkaufte ADSL-Anschlüsse unter ihrem Produktnamen T-DSL millionenfach, kämpfte jedoch in den ersten Jahren mit einem gigantischen Kundenansturm und einer Vielzahl an technischen Problemen. Hinzu kam, dass die Deutsche Telekom ihr Netz anfänglich massiv gegen Konkurrenten abblockte und den Zugang zu den Anschlüssen für Konkurrenten mit extremen Preisen unattraktiv machte. Erst durch eine immer stärkere Regulierung durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) - später umbenannt in die Bundesnetzagentur - konnte dieser Markt ebenfalls geöffnet werden, wie bereits einige Jahre zuvor mit dem Telefonmarkt.

Das größte Problem wird jedoch auch weiterhin sein, dass viele ländliche Gebiete dank zu großer Entfernung zur nächsten Vermittlungsstelle kurzfristig nicht in den Genuss von DSL-Verbindungen kommen werden. Diesen Missstand versucht die Deutsche Telekom mit dem Ausbau ihres Telefonnetzes auch in ländlichen Gebieten zu beheben, in dem ADSL-Technik nicht nur in Vermittlungsstellen installiert wird, sondern auch auf Verteilerstellen in ländlichen Räumen, die als Zwischenknotenpunkte zwischen den Telefonanschlüssen und den Vermittlungsstellen dienen. Da dieser Ausbau jedoch sehr zeit- und kostenaufwendig ist, ist der Ausbau hier dementsprechend langsamer, als in Ballungsräumen.

Diesen Mangel an breitbandigen Internet-Anbindungen in ländlichen Gebieten versuchen andere Anbieter (aber auch die Deutsche Telekom selbst) mit anderer Technik zu beheben. Ein Ansatz ist hierbei die Bereitstellung von Internet-Zugängen via Satellit, wobei immer noch eine Telefonverbindung zum Internet Provider notwendig ist, über die die Daten vom Benutzer ins Internet übertragen werden. Über diesen Weg werden beispielsweise Web-Seiten abgerufen, die dann aber via Satellit ausgesendet und empfangen werden können. Diese Technik leidet allerdings darunter, dass sie verhältnismäßig teuer ist und aufgrund der langen Signalstrecken nicht für zeitkritische Anwendungen zu gebrauchen ist.

Ein anderer Ansatz wird mit Landfunknetzen verfolgt, die zukünftig vor allem ländliche Gebiete, aber auch Ballungsräume versorgen sollen. Hier soll, ähnlich wie bei Mobilfunknetzen, die Möglichkeit geschaffen werden, dass Interessenten sich in solche Funknetze gegen Gebühr einklinken und so einen Internet-Zugang erhalten können. Dies wurde bereits mit der WLAN-Technik probiert, was jedoch an der viel zu geringen Sendeleistung scheiterte, die primär für Funknetze innerhalb von Räumen konzipiert war. Zukünftige Technologien wie beispielsweise WiMAX richten sich speziell an solche Anforderungen, größere Funknetze aufzubauen, um auf diese Weise eine Alternative zur Letzten Meile aufzubauen (siehe hierzu auch Drahtlose lokale Netzwerke, Teil 2: WiMAX).

Die DE-Domain und das DENIC

Die DE-Domain wurde am 6. November 1986 offiziell von der IANA delegiert und bis 1988 zunächst in den USA im damaligen CSNET verwaltet. Zu den ersten fünf DE-Domains gehören dbp.de (für die damalige Deutsche Bundespost), rmi.de (für das damalige Unternehmen RMI Nachrichtentechnik), telenet.de (für das Unternehmen Telenet), uka.de (Universität Karlsruhe), uni-dortmund.de und uni-paderborn.de.

Im Jahre 1988 wechselte die Domainverwaltung und der Betrieb des primären Nameservers an die Universität Dortmund und die dortige "Informatik-Betriebsgruppe". In deren Rechenzentrum entstand erstmalig das "DE-NIC" als Verwaltungsorganisation der DE-Domain; hier wurde zum einen die technische Verwaltung durch die Stationierung des primären Nameservers der DE-Domain abgewickelt, als auch die Registrierung von Domain-Namen innerhalb der DE-Domain. Zudem übernahm das DE-NIC zunächst auch die Vergabe von IP-Adressen an deutsche Firmen und Institutionen.

Doch schon recht bald erkannte man, dass der Betrieb an der Universität Dortmund eine Menge Ressourcen und Geldmittel fraß. Da die Registrierung von DE-Domains und IP-Adressen kostenlos war, konnte sich der Dienst nicht refinanzieren, während immer mehr Domain-Registrierungen und IP-Adressvergaben abgewickelt werden mussten.

Auf Einladung des Münchener Internet-Provider ECRC trafen sich deshalb am 6. Dezember 1991 insgesamt 150 Vertreter aus Industrie und Wissenschaft in München in Räumen der Siemens AG, um die aufkommenden Probleme zu diskutieren. Einerseits galt es, die Internet-Aktivitäten der einzelnen Teilnehmer zu koordinieren und andererseits das erheblich vordringlichere Problem der zentralen Administration der Domain- und IP-Adressvergabe zu organisieren. Es galt vor allem, die Organisation dieser Internet-Ressourcen transparent und branchenintern zu lösen, um eine mögliche staatliche Kontrolle dieser Ressourcen durch eine Behörde zu vermeiden.

Ein Ergebnis dieser durchaus historischen Veranstaltung (viele Internet-Protagonisten in Deutschland sahen sich bei diesem Treffen überhaupt das erste Mal) war die Absicht, die DIGI, die Deutsche Interessengemeinschaft Internet, zu gründen. Die definierten Aufgaben der DIGI waren unter anderem, sich um die Koordination der Internet-Aktivitäten der einzelnen Teilnehmer zu kümmern, aber auch eine Administration der Domain- und IP-Adressvergabe sicherzustellen.

Im Laufe des Jahre 1992 begann die DIGI damit, den Betrieb des DE-NIC offiziell auszuschreiben, um ab 1993 eine neue Regelung für die Verwaltung der DE-Domain und die Vergabe von IP-Adressen zu haben, da die Universität Dortmund erkennen ließ, dass sie den Betrieb nicht mehr über das Jahr 1992 führen wollte. Die Idee war eine Verwaltung, die sich über die Erlöse bei der Registrierung von DE-Domains und IP-Adressen selbst finanzieren konnte. Das DFN versuchte im Laufe der Ausschreibungsphase, die Trägerschaft für das DE-NIC ohne Abstimmung mit den Mitbewerbern zu übernehmen. Dies führte dazu, dass die DIGI Ende 1992 bei der IANA (die Stelle, die die Delegierung der Top-Level-Domains technisch verwaltet) vorsorglich intervenierte, um eine mögliche Übernahme des DE-NIC durch das DFN zu verhindern.

Diese abgrundtiefen Meinungsverschiedenheiten führten dazu, dass die Verwaltung des DE-NIC auch weiterhin an der Universität Dortmund verblieb, nun aber vorübergehend vom DFN, der EUnet GmbH und dem XLINK-Projekt mitfinanziert wurde. Das war ein klassischer Status Quo, denn so war klar, dass der Betrieb zwar aktuell weiterlaufen konnte, dennoch weiterhin eine Lösung für das DE-NIC gefunden werden musste. Die Lösung fand sich durch die Universität Karlsruhe, die den Dienst ab 1994 an ihrem Rechenzentrum technisch und administrativ übernahm, inklusive der rund 400 DE-Domains, die bereits an der Universität Dortmund registriert wurden. Die Finanzierung wurde durch den Interessensverbund DE-NIC (IV-DENIC) sichergestellt, der aus Institutionen und Internet-Providern bestand. Das Inkasso wurde von XLINK durchgeführt.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich der IV-DENIC zu einer illustren Gesellschaft. Neue Mitglieder mussten sich mit einer Delegation bei einem IV-DENIC Treffen vorstellen und konnten nur bei einer einvernehmlichen Zustimmung aller IV-DENIC-Teilnehmer aufgenommen werden. Dies führte dazu, dass immer öfter Anträge von Internet-Providern durch Provider im IV-DENIC blockiert wurden.

Zum 31. Dezember 1996 lief der Vertrag zwischen der Universität Karlsruhe und dem IV-DENIC aus, wurde jedoch um zwei Jahre verlängert. Dies jedoch mit Maßgabe, die administrativen Arbeiten alsbald möglich auszugliedern. Die Mitglieder des IV-DENIC arbeiteten daraufhin im Laufe des Jahres 1996 an einer einvernehmlichen, wirtschaftlichen und vor allem dauerhaften Lösung. Das Ergebnis dieser Planungen ist ein gemeinsamer Beschluß von 37 deutschen Internet-Service-Providern zur Gründung einer Genossenschaft, die die Verwaltung der DE-Domain und deren technischen Betrieb sicherstellen soll - die DENIC EG wird in Frankfurt am Main gegründet. Die Gründungsunternehmen der Genossenschaft sind die bisherigen Teilnehmer des IV-DENIC. Die Genossenschaft übernahm ab Januar 1999 dann auch die technische Verwaltung von der Universität Karlsruhe, nachdem Mitte 1997 mit der Einrichtung einer DENIC-Geschäftsstelle in Frankfurt/Main die Vorarbeiten zur Übernahme des Betriebes geleistet wurden.

Internet in der damaligen DDR?

Kurzum: Das Thema Internet war in der damaligen DDR bis zur Wende weitgehend kein Thema. Zwar wurden in einigen Universitäten und Instituten lokale Netzwerke, die IP sprachen (beispielsweise an der Universität Jena und an der Charité), allerdings waren diese Netzwerke untereinander nicht verbunden.

Ab Ende der 1980er Jahre gab es eine Datenstandleitung zwischen der Freien Universität in West-Berlin und der Humboldt-Universität in Ost-Berlin, die für lange Zeit bis zur Wende die einzige zivil genutzte Datenleitung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR sein sollte. Diese Anbindung mit einer Bandbreite von 9.600 Kilobit pro Sekunde wurde jedoch mit X.25 als Netzwerkprotokoll betrieben und gilt damit auch nicht als Internet-Anbindung, zumal in dieser Zeit die westdeutschen Universitäten eher dem OSI-konformen X.25 den Vorzug gaben und IP nicht direkt übertrugen.

Auch die nach dem ISO-Code reservierte Top-Level-Domain ".dd" für die DDR wurde niemals aktiviert, so dass es im Internet niemals eine DDR-Domain gegeben hat. Das Thema Internet ist demnach an der DDR fast vollständig vorbeigegangen und hat außer einigen universitären Tests keine Spuren hinterlassen. Man mag sich selbst ausdenken, welche Reaktionen und Folgen das Internet in der DDR und anderen Staaten des Ostblocks ausgelöst hätte.

Während und nach der Wende wurden die nun ostdeutschen Universitäten und Forschungsinstitute zügig an das so genannte ErWiN, das "Erweiterte Wissenschaftsnetz" des DFN angeschlossen und zunächst auch mit X.25 angebunden. Der TCP/IP-Datenverkehr, der immer stärker anwuchs, wurde in X.25 gekapselt übertragen.

Der Ausbau des Telefonnetzes beherrschte die ersten Jahre den Telekommunikationsbereich in den ostdeutschen Bundesländern. Das Telefonnetz der damaligen DDR war schlecht und notdürftig ausgebaut, die Bereitstellung eines normalen Telefonanschlusses konnte mitunter Monate und Jahre dauern. Dennoch waren die Leitungsqualitäten und Vermittlungskapazitäten in vielen Regionen katastrophal. Deshalb begann die Deutsche Bundespost, später die Deutsche Bundespost - TELEKOM und weiter später die Deutsche Telekom, als Rechtsnachfolger der Deutschen Post der DDR, mit dem zügigen Ausbau des ostdeutschen Telefonnetzes.

Der Ausbau wurde in hohem Maße mit Glasfaserstrecken vorangetrieben, was den schnellen Ausbau überhaupt erst ermöglichte und in Ostdeutschland mitunter einer der modernsten Telefonnetze weltweit entstehen ließ. Andererseits war das konsequente Setzen auf Glasfaser eine Bremse für die aufkommende DSL-Technologie, da DSL darauf basiert, dass die Letzte Meile, also der Weg von der Vermittlungsstelle bis zum eigentlichen Telefonanschluß, mit einem Kupferadernpaar realisiert ist. In großflächig mit Glasfaser ausgebauten Ballungsräumen wird deshalb bei erforderlichen Baumaßnahmen teilweise zusätzlich wieder auf die "alte" Kupferdrahttechnologie zurückgegriffen und gesonderte Leitungswege gelegt.

Weiterführende Links

http://www.dfn.de/
Das Deutsche Forschungsnetz

http://www.belwue.de/
BelWü - Das Landeshochschulnetz in Baden-Württemberg

http://www.denic.de/
DENIC eG

http://www.xic.de/
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