"Du" oder "Sie"?

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Während wir "Internet-Veteranen" mit dem "Du" im Internet relativ wenig Probleme haben, sehe ich es immer wieder bei Internet-Neulingen, dass bei der Anwendung der richtigen Höflichkeitsformen mehr oder weniger Ratlosigkeit herrscht. Höchste Zeit, hier etwas Klarheit zu schaffen und aus dem täglichen Leben zu sprechen. :-)

"Du" oder "Sie"?

Während man in der englischen Sprache, der "Muttersprache" des Internet, keine Höflichkeitsformen kennt, ist die Frage der Höflichkeitsformen in den meisten anderen Sprachen um so kniffliger. Im Internet ist es in vielen Bereichen üblich, sich "per Du" anzusprechen, was vor allem eine Art "Zugehörigkeitsgefühl" aufkommen lässt. Dennoch ist diese ungeschriebene Laxheit, dank der Verbreitung des Internet auch unter "Nicht-Freaks", immer mit etwas Vorsicht zu genießen.

Diese Erfahrung werden vor allem diejenigen gemacht haben, die sich in Ländern aufgehalten haben, in denen vorwiegend Englisch gesprochen wird. Unsereiner, der "Freundschaft" und "Respekt" zu einem großen Teil anhand der Höflichkeitsform definiert, verfällt allzu schnell in den Trugschluss, dass ein permanentes "Du" in einer englischsprachigen Konversation auch ein freundschaftliches Verhältnis darstellt, zumal in vielen englischsprachigen Ländern auch in geschäftlichen Unterredungen gern der Vorname genutzt wird.

Um deshalb in diesem Bereich etwas für Entwirrung zu sorgen, habe ich an dieser Stelle einige Verhaltensempfehlungen zusammengestellt, die vor allem auf eigenen Erfahrungen beruhen:

  • Geschäftliche E-Mail (zum Beispiel Bewerbungen, Anfragen oder Bestellungen) sollten Sie, wie normale Geschäftspost, "per Sie" verfassen.
  • Falls Sie sich bei "jung" und "dynamisch" wirkenden Unternehmen über die anzuwendende Formulierung unsicher fühlen, können Sie auch die unverfänglichere Zweite Person Plural verwenden ("Hallo Ihr!", "Könntet Ihr mir bitte mal helfen?").
  • In Diskussionsgruppen, Mailinglisten und Chat-Foren kommt es in erster Linie auf Kommunikation an, weniger um die korrekte Anrede. Es ist deshalb weitgehend üblich, sich in solchen öffentlich zugänglichen Foren "per Du" anzusprechen. Im Zweifelsfalle beobachten Sie die Gruppe beziehungsweise das Forum einige Tage, bevor Sie das erste Mal schreiben. In Foren, in denen weitgehend das "Du" verwendet wird, ist das "Sie" übrigens ein recht auffälliges und in Teilen auch sehr arrogant wirkendes Stilmittel. Sie machen sich tatsächlich nicht unbedingt Freunde, wenn Sie gegen die meist ungeschriebene Form der verwendeten Höflichkeitsform verstoßen, ob nun versehentlich oder absichtlich.
  • Ein guter Mittelweg stellt im Zweifelsfalle auch das so genannte "Hamburger Sie" dar; die Ansprache "per Sie", aber mit dem Vornamen ("Thomas, ich stimme Ihnen vollkommen zu."). Diese Art der Ansprache zeigt, dass man sich kennt, wahrt aber doch ein gewisses Quäntchen Respekt.
  • Beachten Sie jedoch, dass das "Du" in einem Diskussionsforum oftmals nur auf das Diskussionsforum bzw. auf elektronische Kommunikation beschränkt ist und man in "realen" Treffen gern auf das "Sie" zurückgreift, vor allem, wenn ein sehr großer Altersunterschied vorhanden ist, der in der elektronischen Kommunikation bisher nicht aufgefallen ist. Ein "Du" mag zwanglos sein, ein unerfahrener Gesprächspartner könnte jedoch darüber irritiert sein. Kleiner Tipp: Thematisieren Sie in einer solchen Situation scherzhaft die Crux mit den Höflichkeitsformen, denn mit der Frage, ob nun "Du" oder "Sie" verwendet werden soll, plagen Sie sich in der Regel nicht allein.
  • In privaten E-Mails achten Sie darauf, wie Ihre Beziehung zum Empfänger ist. Kennen Sie den Empfänger nicht persönlich, sollten Sie das "Sie" nutzen. Ausnahmen gibt es da, wo Sie den Empfänger aus einem Forum kennen, in dem grundsätzlich das "Du" verwendet wird.
  • Kennen Sie den Empfänger Ihrer E-Mail schon außerhalb des Internet, behalten Sie einfach die bisherige Höflichkeitsform bei.
  • Behalten Sie im Zweifelsfall einfach auch die Formulierung bei, die ein E-Mail-Schreiber für die elektronische Post an Sie verwendet, greifen Sie maximal auf das "Hamburger Sie" (siehe oben) zurück.
  • Das Anbieten des "Du" wird im Internet sicherlich nicht so streng gehandhabt, wie im normalen Leben. Lassen Sie sich einfach von Ihrem Gefühl leiten, das Internet ist hier immer noch ein recht zwangloses Medium. Es ist übrigens auch durchaus kein Affront, wenn in elektronischer Kommunikation der Jüngere dem Älteren das Du anbietet, gerade weil elektronische Kommunikation das Alter eines Kommunikationspartners als Nebensächlichkeit erscheinen lässt.
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